AKTIONSTAGE: FLUCHT-MIGRATION-DEMOKRATIE
“To speak and to be heard is a fundamental communication act. Only speech can provide it. It should be given at any time and any location.” (Katherine Sarikakis, 29.11.2016).
Im Rahmen der AKTIONSTAGE: FLUCHT-MIGRATION-DEMOKRATIE, die vom 29. November bis 2. Dezember 2016 stattfanden, versammelten sich Akteur*innen aus breitgefächerten Disziplinen und Tätigkeitsfeldern, Teilnehmer*innen und Zuhörende um sich Fragen aus theoretischer sowie praxisorientierter Perspektive zu widmen und sich auf diesem Wege der derzeitigen Lage rund um die Begriffe Flucht, Migration und Demokratie anhand historischer und geografischer Vergleiche sowie Analysen aktueller Geschehnisse und Aktivitäten, anzunähern. Initiiert und mitgetragen wurden die AKTIONSTAGE von einer Vielzahl an Organisationen rund um die Initiative Minderheiten. Die viertägige Veranstaltung fand an der Akademie der bildenden Künste Wien und in der ÖBB Unternehmenszentrale am Hauptbahnhof Wien statt und wurde mit dem Screening des Films „Logbook Serbistan“ von Želimir Žilnik und einem anschließenden Gespräch mit Regisseur und Produzentin im Stadtkino im Künstlerhaus abgerundet.
Der wissenschaftlich geprägte Teil der AKTIONSTAGE an der Akademie der bildenden Künste lief unter dem Titel „Das neue Gesicht der Demokratie! EUROPÄISCHE Erfahrungen im Vergleich“. Geknüpft an Erfahrungen aus der Vergangenheit gingen Expert*innen durch Inputs und während Podiumsdiskussionen Fragen nach den Auswirkungen aktueller Fluchtbewegungen auf das Verständnis von europäischen Demokratien und dem Aushandeln neuer Zugehörigkeiten innerhalb Europas auf den Grund. Zahlreiche Teilnehmende, Vortragende und Repräsentant*innen unterschiedlicher Institute, Organisationen und Universitäten füllten die ersten beiden AKTIONSTAGE mit kritischen Auseinandersetzungen mit u.a. der „Sicherung der EU-Außengrenzen“, Quoten für Geflüchtete, Einflüsse auf das demokratische Selbstverständnis der Europäischen Union, einem “europäischen Asylsystem”, Solidarität, Austerität, gemeinschaftlichem Handeln (rural oder urban), politischem Bewusstsein, Teilnahme und Handeln, Konstruktion von Freund und Feind, Menschenrechten, maßgebende Auseinandersetzung mit der Notwendigkeit sozialer Akzeptanz, die Aufteilung von Verantwortungsbereichen, der Rolle des Staates u.v.m. Begrifflichkeiten, als elementare Teil des Diskurses, wurden kritisch beleuchtet und eine abschließende Podiumsdiskussion widmete sich jüngsten akademischen Auseinandersetzungen und kritischen akademischen Denk- und Forschungsphasen.
„Das neue Gesicht der Solidarität! Zivilgesellschaft und Aktivismus“ war Thema des zweiten Teils der AKTIONSTAGE in der ÖBB-Unternehmenszentrale. Diese beiden Tage dienten dem Erfahrungsaustausch und der Vernetzung von internationalen und regionalen Akteur*innen sowie der Verschränkung von Theorie und Praxis. Im Fokus standen neue Formen von zivilgesellschaftlichem Aktivismus, vor allem entlang der sogenannten „Westbalkanroute“, in Schweden und im ländlichen Raum. Repräsentant*innen der transnationalen Zivilgesellschaft kamen zu Wort, schilderten Erlebnisse und berichteten über vielschichtigen Aktionen zur Unterstützung von Geflohenen. In der Workshopreihe zu den Themen „Transnationale, zivilgesellschaftliche Kooperation“, „Zivilgesellschaft als Substitut für staatliches Handeln“ und „Krise – Migration – Autoritarismus: Internationale Solidarität am Wendepunkt?“ und der zweiten Workshopreihe zu „Arbeit“, „Bildung“ und „Wohnen“, kamen Expert*innen, Zuhörende und Interessierte noch einmal zusammen, um themenfokussiert und pointiert an Lösungsansätzen zu arbeiten. Außerdem waren in einer von OktoTV übertragenen, öffentlichen Debatte Journalist*innen aus Slowenien, der Türkei, Kroatien und Österreich dazu eingeladen, sich mit Fragestellungen zur „Konstruktion der Flüchtlingskrise unter Einbezug der Medienlandschaft“ auseinanderzusetzen.
Die AKTIONSTAGE wurden zusätzlich durch sozio-kulturelle Beiträge ergänzt: Die Schattentheatergruppe St.Pölten bespielte den Seminarraum der ÖBB Unternehmenszentrale und machte performativ auf Geschehnisse, Hindernisse und Belastungen aufmerksam, denen Menschen vor, während und nach dem Fluchtweg, sowie nach der Ankunft im „Aufnahmeland“ entgegentreten müssen. Im Anschluss an das abschließende Screening des Films LogBook_Serbistan wurde in einem Gespräch mit Regisseur Želimir Žilnik und Produzentin Sarita Matijević besprochen, was es bedeutet, den Versuch zu starten, einem Publikum filmisch Einblick in das Innere von Menschen auf der Flucht zu verschaffen und dem Thema Flucht künstlerisch Ausdruck zu verleihen.
Eines der zahlreichen positiven Resultate des Zusammentreffens und des Austauschs zwischen verschiedenen Akteur*innen und Interessierten sowie der Darstellung unterschiedlicher Perspektiven, war schlichtweg die Möglichkeit, aktuelle Geschehnisse gemeinsam analysieren, verschiedene
Perspektiven zusammentragen und Schritte für die Zukunft durchdenken zu können. Erfolgreich wurden Gefahren beleuchtet, die durch die wahllose Konstruktion der „Flüchtlingskrise“ und durch Mangel an Darstellungen positiver Aspekte der jüngsten Fluchtbewegung geschürt werden. Die AKTIONSTAGE: FLUCHT-MIGRATION-DEMOKRATIE zeigten auf diesem Wege, wie ausschlaggebend die intensive Auseinandersetzung mit den titelgebenden Themen unter Einbezug facettenreicher Stimmen und Perspektiven ist und wie wichtig es wäre, mehr Zeit, Raum und finanzielle Mittel zu investieren, um weitere umfangreiche Workshopreihen realisieren zu können und um Zusammentreffen dieser Art – Austausch und Netzwerken – zu fördern (Bericht: Anna Schreilechner).
Eine Veranstaltung von: Initiative Minderheiten, Center for Advanced Studies South Eastern Europe (CAS SEE), ERSTE Stiftung, Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM), asylkoordination österreich, arge region kultur, GBW Minderheiten, Interkulturelles Zentrum (IZ), Karl-Renner-Institut
Team: Vedran Džihić und Cornelia Kogoj (Projektleitung), Angela Wieser (Pressearbeit), Philipp Sonderegger (Public Relations), Gerda Daniel, Christiane Erharter, Ivan Krastev, Herbert Langthaler, Branka Likić-Brborić, Gerhard Marchl, Shalini Randeria, Franjo Steiner, Gerd Valchars, Nada Zerzer (Konzeption und Team), Anna Schreilechner (Support und Bericht), Gina Waibel (Support), Sabine Schwaighofer (Finanzen) und Helga Kovrigar (Administration).
In Kooperation mit: ÖBB-Holding, Akademie der bildenden Künste Wien, Stadtkino im Künstlerhaus, REMESO (Institute for Migration, Ethnicity and Society, Linköping University), oiip (Austrian Institute for International Affairs), IDM (Institute for the Danube Region and Central Europe), Donau-Universität Krems
MedienpartnerInnen: Okto-TV, Orange 94,0
Fördergeber*innen: MA 17 – Stadt Wien und Europe for Citizens Programme of the European Union
Grafische Gestaltung: Beatrix Bakondy