FLUCHTKINO

Das mobile FLUCHTKINO der Initiative Minderheiten tourte im Juni/Juli 2016 und im Juni 2017 durch neun Kärntner Dörfer und Städte, in denen Geflüchete leben. Gemeinsam mit regionalen Einrichtungen wurden Filmabende gestaltet, die Einheimische und Geflüchtete zusammengebracht haben.

In Kultur- und Gemeindezentren, Pfarrhöfen und Kinos wurden die Filme „Logbook Serbistan“ von Želimir Žilnik und „Die andere Seite der Hoffnung“ von Aki Kaurismäki gezeigt, um danach über reale und in den Filmen gezeigten Fluchterfahrungen zu sprechen.

Das FLUCHTAUTO von Alex Samyi vor dem container25 in Wolfsberg, Juni 2016, © Initiative Minderheiten
Kunstraum Lakesite, Klagenfurt, Juli 2016, © Initiative Minderheiten
Haus der Begegnung, Maria Saal, Juli 2016, © Initiative Minderheiten
FLUCHTKINO-Team in Maria Saal, Juli 2016, © Initiative Minderheiten
Kulturni dom, Bleiburg/Pliberk, Juni 2016, © Sabine Schwaighofer
Kulturni dom, Bleiburg /Pliberk, Juni 2016, © Sabine Schwaighofe
Villi Kino, Pörtschach am Wörthersee, Juni 2017, © Sabine Schwaighofer

 

Filmscreen aus: FLUCHTKINO – Unterwegs mit Logbook Serbistan

Film: FLUCHTKINO – Unterwegs mit Logbook Serbistan

Das Projekt beschränkte sich allerdings nicht nur auf die Vorführung der beiden Filme. So wurde die Tour im Jahr 2016 auch von einem Kamerateam begleitet. Alaa Alkurdi und Hanna Schibel waren an sechs Abenden mit der Kamera dabei, um die Atmosphäre während der Filmvorführungen einzufangen, die Diskussionen über den gezeigten Film „Logbook Serbistan“ festzuhalten und Gespräche mit Einheimischen und Geflüchteten zu führen. An den FLUCHTKINO-Orten, sowie in Flüchtlingszentren und Privatunterkünften wurden viele Stunden Bild- und Tonmaterial aufgenommen.

Filmteam: Alaa Alkurdi und Hanna Schibel, © Sabine Schwaighofer

Im Jahr 2017 ist daraus der Film FLUCHTKINO – Unterwegs mit Logbook Serbistan entstanden, der aus verschiedenen Perspektiven sowohl die Rezeption des Wanderkinos selbst als auch individuelle Fluchterfahrungen und aktuelle Probleme von Asylwerber*innen, Betreuer*innen, Aktivist*innen und anderen Menschen aus der Region im Fokus hat, die in der einen oder anderen Form an der Gesamtsituation „Flucht“ in Kärnten beteiligt waren/sind.

Unter anderem wurde der Betreiber des Flüchtlingsheimes in Bleiburg/Pliberk interviewt sowie der Pfarrer von Globasnitz/Globasnica, der in seinem Pfarrhaus eine Familie aus dem Irak aufgenommen hat und selbst als Kind während der Zeit des Nationalsozialismus mit seiner slowenischen Familie ausgesiedelt worden war. Aber auch benachbarte Einwohner*innen des Dorfes („Alteingesessene“ wie frühere Migrant*innen) und deren Sicht der Dinge wurden einbezogen. Neben geplanten und verabredeten Interviews wurde der Dokumentation von informellen Gesprächen zwischen Einheimischen, Geflüchteten und Betreiber*innen des FLUCHTKINO-Projekts ein hoher Stellenwert beigemessen. Über klassische Interview-Settings hinausgehend, stand mehrfach auch das Generieren von – teilweise durchaus konfrontativen – Gesprächen unter Geflüchteten verschiedener Herkunft und unterschiedlicher Generationen im Fokus. Durch die Anwendung dieses filmischen Methodenmix wurde ein vielschichtiges Bild nicht nur des Erlebens, sondern auch des Debattierens von Flucht, Asylverfahren und Integrationsprozessen erstellt.

Sprache und Übersetzung bildeten dabei eine der zentralen Herausforderungen. Die Einführungen in das Filmprogramm vor Ort und die aufgezeichneten Gespräche wurden – den entsprechenden Sprachkompetenzen des FLUCHTKINO-Teams – auf Deutsch, Englisch, Slowenisch, Arabisch und Farsi geführt. Die Problematik von Sprache und Übersetzung ist über die buchstäbliche Ebene hinaus ein Thema des Films, der Fragen der Vermittlung von unterschiedlichen Erfahrungen und Wahrnehmungen anspricht und dabei auch an den verwandten Ansatz von Želimir Žilniks Film „Logbook Serbistan“ rückbindet. Auf Basis unserer Erfahrungen mit dem Screening seines Films in Kärnten wurde auch ein Interview mit Žilnik selbst geführt, das in den Film eingeflossen ist. Der Film wurde am 2. Dezember 2017 im Rahmen der Veranstaltung „Leben in Bleiburg – so funktioniert Integration! Življenje v Pliberku – živeta integracija“ gemeinsam mit den Protagonist*innen unter großer Publikumsbeteiligung vorgestellt.

Projekt: FLUCHTKINO – Tour durch Kärntner Dörfer und Städte

Projektleitung: Cornelia Kogoj und Christian Kravagna; Organisation: Nora Leitgeb; Technik und Übersetzung: Alex Samyi; Assistenz: Luca Mussnig

Hauptkooperationspartner: Kunstverein Lakeside (Hemma Schmutz)

Weitere Kooperationspartner: container25,Kulturni dom Bleiburg/Pliberk, Pfarre Eisenkappel/Železna Kapla, Haus der Begegnung Maria Saal, Klimabündnis Österreich GmbH/Zweigstelle Kärnten, Longo mai-Hof Stopar, Gemeinde Eisenkappel/Občina Železna Kapla, Verein Aspis, AVESTA-Afghanischer Kulturverein, Interkulturelles Zentrum Völkermarkt, Villi Kino Pörtschach, Stadtkino Villach, Kulturforum Amthof, Integrationsabteilung der Stadt Villach, Museum am Bach, Auf die Plätze/Na mesta-Jahr der Kunst im öffentlichen Raum Kärnten/Leto umetnosti v javnem prostoru Koroška, Fachhochschule Feldkirchen, Weltläden, Vobis, Referat für Schöpfungsverantwortung der Diözese Gurk, Kärntner Hochschulgemeinde, Katholisches Bildungswerk, Plattform Migration-Villach, Plattform Nachhaltigkeit Feldkirchen, Stadtkino Wien.


Film: FLUCHTKINO – Unterwegs mit Logbook Serbistan

Format: mp4 DVD, Länge: 34,34 min.

Sprachen: Deutsch, Englisch, Arabisch, Farsi mit dt. UT oder engl. UT

Ein Film von Alaa Alkurdi, Cornelia Kogoj und Christian Kravagna im Auftrag der Initiative Minderheiten

Kamera, Ton, Schnitt: Alaa Alkurdi

Location Sound Assistentin: Hanna Schibel

Team: Alaa Alkurdi, Cornelia Kogoj, Christian Kravagna, Nora Leitgeb, Luca Mussnig, Christian Salmhofer, Alex Samyi, Hanna Schibel, Hemma Schmutz

Film-Mitwirkende: Maria Toljić, Sonja Kreutz, Anton Stefitz, Ayub Rahini, Sefuu Waree Cruyee, Afshin Norozi, Rahim Mirzayee, Iyare Collins, Jeffray Owangba, Saeid Keshavarzy Bady, Ali Hesarkhan, Zafuan Zaza, Emad Afsari, Jafari Shir Hossain, Taher Jafari, Rezai Sajed, Najafi Ebrahim, Mostafa Hosseini, Shahin Naghibi, Mohammad Furqan, Rami Antar, Hassan Rastgar, Akbar Qoreshi, Muhammed Fadel, Mohammed und Hend Al Ghanem, Peter Sticker, Rudolf Oberhauser, Roze Ibrahim, Richard Brachmaier, Heiner Hammerschlag, Ibrahim Fares, Omar Alrahban, Mohammad Al-Fadel, Matthias Köchl und Želimir Žilnik

Musik: Anton Schmid „Kömmts lei eina in die Stubn“ – A cappella Chor Villach

Mit freundlicher Genehmigung Verlag Johannes Heyn Klagenfurt/Celovec und MSc Media & Management GmbH Bleiburg/Pliberk

Ausschnitte aus dem Film „Logbook Serbistan“ von Želimir Žilnik, © Želimir Žilnik ,

© Initiative Minderheiten, 2017

Gefördert aus Mitteln der Kunstsektion – Kulturinitiativen