Romane Thana. Orte der Roma und Sinti

Plakatfoto: © Barka Emini, 1999
Ausstellungsanschicht: Wien Museum 2015

Eine Ausstellung in Kooperation mit Romano Centro, der Initiative Minderheiten sowie dem Landesmuseum Burgenland Im Fokus der Ausstellung stehen „Lebensorte“ der Roma und Sinti in Wien und Burgenland. Dazu zählen die seit dem 18. Jahrhundert bestehenden Siedlungen der Burgenland-Roma, traditionelle Plätze in Wien, aber auch die Orte, die über die lange Verfolgungsgeschichte und den NS-Völkermord erzählen, wie Lackenbach, Auschwitz oder Łódź. Die Ausstellung will über gängige Klischees (Nichtsesshaftigkeit, Bettelei…) und über die lange Geschichte der Verfolgung aufklären. In den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft wurden unter starker Beteiligung lokaler Behörden geschätzte 90% der Österreichischen Roma und Sinti in den Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet. Die wenigen Überlebenden standen bei ihrer Rückkehr nicht nur vor dem Nichts, der Auslöschung ihrer Siedlungen, sondern waren neuerlich rassistischen Vorurteilen ausgesetzt. So erhielten viele erst sehr spät den ihnen zustehenden Opferschutz, nicht zuletzt, weil sie durch Gesetze und Behörden systematisch benachteiligt wurden. Dieser Teil der Geschichte der Roma und Sinti ist „gut“ dokumentiert, aber hauptsächlich in dem Sinn als Sie Objekte der Beobachtung seitens Politik und Behörden waren. Gesetzestexte, Polizei- und Gestapofotografien, anthropometrische Vermessungen durch die NS-Rassenhygiene oder zynische Ablehnungen von Opferfürsorgeansuchen sind beredte Zeugnisse. Das andere starke Motiv der Auseinandersetzung mit Roma und Sinti lässt sich auf den Exotismus des 19. Jahrhundert zurückführen, wo ebenfalls stark stereotypisiert, ihr angeblich freies Leben, ihre Erotik und Musikalität in diversen Bildmedien und –genres intensiv dargestellt wurde. Abseits dieser starken Zuschreibungen, der offen feindlichen und der exotisierenden, ist es das Ziel der Ausstellung gerade über Eigenzeugnisse von Roma und Sinti die Frage von „Normalität“ zu diskutieren.

Im Mittelpunkt standen die Beiträge von zwölf Autor*innen aus den Communites zu den von ihnen gewählten Orten: die seit dem 18. Jahrhundert bestehenden Siedlungen der Burgenland-Roma ebenso wie traditionelle Plätze in Wien oder Zwangsorte der Verfolgung. Geschätzte 90% der österreichischen Roma wurden in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten ermordet. Die wenigen Überlebenden standen nach 1945 vor dem Nichts und wurden systematisch diskriminiert. Etliche zogen nach Wien, auch in der Hoffnung dort nicht erkennbar zu sein. Der überwiegende Teil der heute in Österreich lebenden Roma und Sinti kam als Arbeitsmigrant*innen aus Ost- und Südosteuropa (vor allem aus Serbien, Bosnien und dem Kosovo, später auch aus Rumänien, Bulgarien und der Slowakei).

Einige Ausstellungsbeiträge:

Auftakt: Ein Gespräch über Ausstellung zwischen Gilda Horvath und Manuela Horvath

NS-Verfolgung und Völkermord. Mit einem Filmausschnitt von „Ceija Stoika“ von Karin Berger, 1999

Orte der Rückkehr der Überlebenden des Genozids

Die Gründung der ersten Romavereine

Migration aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Wien

4. Februar 1995 – der Bombenanschlag von Oberwart. Mit dem Film „das attentat — vier opfer vier stimmen“

Die Ausstellung wurde ein Jahr später, 2016 im Landesmuseum Burgenland und 2017 im Vorarlberg Museum gezeigt.

Idee: Andrea Härle

Kurator*innen: Andrea Härle (Romano Centro), Cornelia Kogoj (Initiative Minderheiten), Werner Michael Schwarz und Susanne Winkler (Wien Museum), Michael Weese (Landesmuseum Burgenland)

Dokumentarische und künstlerische Beiträge: Gerhard Baumgartner, Usnija Buligović, Barka Emini, Robert Gabris, Lilly Habelsberger, Gilda Horvath, Manuela Horvath, Stefan Horvath, Willi S. Horvath, Rabie Perić, Žaklina Radosavljević, Marius Weigl, Manuel Weinrich und Tamara Weinrich

Ausstellungsdauer:
Wien Museum 12. Februar – 17. Mai 2015
Landesmuseum Burgenland 14. April – 11. November 2016
Vorarlberg Museum 25. Mai – 08. Oktober 2017

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Unterrichtsmaterialien für Schulen

Ausstellungsfolder

Plakat

Katalog Andrea Härle, Cornelia Kogoj, Werner Michael Schwarz, Michael Weese, Susanne Winkler (Hg.*innen): Romane Thana. Orte der Roma und Sinti. Wien, Czernin Verlag, 2015

Fördergeber*innen: Bundeskanzleramt Kunstsektion, Bundeskanzleramt Volksgruppenfördrung, Bundesministerium für Bildung, ERSTE Stiftung, Zukunftsfonds, Nationalfonds, Wien Kultur, Wiener Stadtwerke