Die aktuelle Ausgabe der STIMME: #130/2024 Rechtsextremismus drängt in die Mitte

Präsentation dieser Ausgabe:

6. Mai 2024, 19.00 Uhr, Volkskundemuseum Wien, Laudongasse 15–19, 1080 Wien

Mit: Evrim Erşan Akkılıç, Andreas Peham und Isolde Vogel (Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes), Paul Schliefsteiner (Historiker) und Mahriah Zimmermann (prozess.report)

Moderation: Jana Sommeregger (Initiative Minderheiten)

In Kooperation mit dem Volkskundemuseum Wien und dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW)

Editorial

„Frühlingsstimmung am rechten Rand“ beobachtet der Rechtsextremismusforscher Bernhard Weidinger vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) in seinem Beitrag über zentrale Akteure und Entwicklungslinien der extremen Rechten in Österreich. Gründe für die aktuelle rechte Euphorie sind neben den erwarteten spektakulären Erfolgen für die FPÖ bei der Nationalratswahl im Herbst auch die fehlende Distanzierung Herbert Kickls von identitären Diskursen. Während das Potsdamer „Remigrations“-Treffen von Rechtsextremen für viele Deutsche einem Tabubruch gleichkommt, bestimmen seine Inhalte längst die Position des aussichtsreichsten Kanzlerkandidaten in Österreich, wie die Diskursforscherin Ruth Wodak in einem Spiegel-Gastkommentar vom Februar 2024 konstatiert.

Als Randerscheinung zu lange unterschätzt, findet der Rechtsextremismus mit seiner menschenverachtenden Propaganda mittlerweile bis in die sogenannte Mitte der Gesellschaft Anklang. Als harmloser Protest getarnt, forciert er Verschwörungstheorien und greift spätestens seit der Corona-Krise massiv in gesellschaftliche Debatten und Diskurse ein.

Der Übergang von rechtsextremem Gedankengut zu rechtsextremistischem Terror, von verbalen Angriffen zu physischer Gewalt ist fließend. Davon zeugt nicht nur die Geschichte des Brief- und Rohrbombenterrors der 1990er Jahre in Österreich.

Für unsere Schwerpunktausgabe zur drohenden rechtsextremen Gefahr haben wir Expert*innen aus der Rechtsextremismusforschung eingeladen, ihr Wissen und ihre Prognosen mit uns zu teilen.

Bernhard Weidingers einleitendem Überblickstext folgt eine Analyse von Judith Goetz über die Nähe der „Identitären“ zum Rechtsterrorismus.

Andreas Peham weist in seinem Beitrag auf die Gemeinsamkeiten von Islamismus und Rechtsextremismus hin und zeigt, wie sehr sich der antimuslimische Rassismus als Brücke der extremen Rechten in den Mainstream eignet.

Antisemitismus ist kein Alleinstellungsmerkmal rechter Ideologien, vielmehr dient er vom politischen Islam über Impfgegner*innen bis hin zu linken Gruppierungen als „weltanschaulicher Kitt“. Isolde Vogel zeichnet die Wege einer leicht wandelbaren Welterklärung nach.

Wie kann Ideologien der Ungleichheit die Grundlage entzogen werden? Philipp Moritz berichtet von unterschiedlichen Ansätzen der Präventionsarbeit und den Schwierigkeiten, denen sich Ausstiegsprogramme stellen müssen.

Rechtsextreme Migrant*innen sind nicht weniger bedrohlich als autochthone Rechtsextreme. Evrim Erşan Akkılıç findet jedoch, dass es einer präzisierten Definition von Rechtsextremismus bedarf, um diese Gruppe gleichzeitig als Betroffene und Agierende erkennen zu können.

Paul Schliefsteiner arbeitet historisch zum Brief- und Rohrbombenterror der 1990er Jahre in Österreich. Sein Beitrag ist ein Resümee jener Ereignisse und ihrer Auswirkungen.

Die Radio-Stimme-Redakteurin Lilian Häge war Ende Januar auf der Großdemonstration für Demokratie und gegen Rechtsextremismus in Wien. In einer „Demo-Nachlese“ denkt sie über die Gemeinsamkeiten der bis zu 80.000 Anwesenden nach und darüber, was sie unter „rechts“ verstehen mögen.

Anschließend an die Themenstrecke finden Sie einen Bericht von Sieglinde Rosenberger und Christine Engel über ihren Besuch bei der Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin Jokha Althari in Oman. Mit ihrem Roman „Celestial Bodies“ wurde Althari 2019 als erste Autorin aus dem arabischen Raum mit dem renommierten Booker-Prize ausgezeichnet.

In eigener Sache

Die Ausstellung der Initiative Minderheiten in Kooperation mit Volkskundemuseum Wien, kärnten.museum und Offenes Haus Oberwart „Man will uns ans Leben“ | Bomben gegen Minderheiten 1993–1996 wird von 24. April bis 25. August 2024 im Volkskundemuseum Wien zu sehen sein. Wir freuen uns auf viele Besucher*innen!

Bis dahin – und auch danach – kämpfen wir für eine wehrhafte Demokratie. Es zahlt sich aus.

Gamze Ongan, Chefredakteurin


Stimmlage: Die Suche nach Zeichen – von Hakan Gürses

Lektüre: Liebe und Bedrohung in der Paradiesstraße von Sina Kiyani – Rezension von Brigitte Scott


STIMME Nr. 130.pdf


Gestaltung: Fatih Aydoğdu

Lektorat: Daniel Müller


Aboservice: abo(at)initiative.minderheiten.at

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Fördergeber*innen: Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7), Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport (BMKÖS), Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF), Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, Zukunftsfonds der Republik Österreich, Land Kärnten Kultur, Kulturabteilung Burgenland, Land Tirol