Mission Statement – Erwachsenenbildung

Mit unserem bereits 1991 entwickelten, wegweisenden Konzept der „minoritären Allianzen” rücken wir vergleichbare Formen von Diskriminierung in den Fokus und bündeln Kräfte im Einsatz gegen Rassismus, Antiziganismus, Antisemitismus, Homophobie und Ableismus. Als eine der ersten Organisationen in Österreich haben wir diese Diskriminierungsformen zusammengedacht. In den vergangenen mehr als drei Jahrzehnten haben wir zahlreiche Bildungsprogramme in Form von Ausstellungen, Symposien, Workshops, Publikationen und Radiosendungen realisiert. Ihnen allen liegt die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit und Rechtsstaatlichkeit zugrunde.

WOFÜR WIR STEHEN?

Seit ihrer Gründung vertritt die Initiative Minderheiten eine Politik, die nicht entlang von Identitäten und Abgrenzungen operiert, sondern als Allianz für eine minderheitengerechte Gesellschaft auftritt. Diesem Verständnis liegt ein weiter Minderheitenbegriff zugrunde: Im Zentrum stehen Diskriminierungserfahrungen aufgrund ethnischer, sozialer oder religiöser Zugehörigkeit, sexueller Orientierung oder Behinderung. Entscheidend ist dabei nicht die zahlenmäßige Größe einer Gruppe, sondern ihre geringere gesellschaftliche Macht gegenüber einer hegemonialen Mehrheit.

Der aus der Behindertenbewegung stammende Leitsatz der Selbstvertretung – „Nichts über uns ohne uns“ – prägt auch das Selbstverständnis der Initiative Minderheiten. Er zeigt sich sowohl in der Zusammensetzung des Teams als auch in der inhaltlichen Ausrichtung von Projekten, die stets unter aktiver Mitgestaltung der betroffenen Personen umgesetzt werden.

WAS WIR TUN?

Wissensvermittlung

Die Arbeit der Initiative Minderheiten zielt Zeit ihres Bestehens darauf ab, das öffentliche Bewusstsein für minderheitenrelevante Themen durch Wissensvermittlung zu sensibilisieren. Versucht wird, minderheiten- und demokratiepolitische Inhalte sowohl an Mehrheits- als auch Minderheitenangehörige weiterzugeben. Im Rahmen von Tagungen, Sommerhochschulen, Workshops, Mentoring-Programmen, Filmprogrammen und insbesondere Ausstellungen werden sowohl aktuelle als auch historische Zusammenhänge anschaulich aufbereitet und versucht – nicht zuletzt aufgrund unserer unterschiedlichen Kooperationspartner*innen – unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen.

So ermöglichte etwa die Tagung „Flucht und Bildung“ (2017) einen umfassenden Erfahrungsaustausch zwischen geflüchteten Personen in Bildungsmaßnahmen, Studierenden, Lehrenden, sowie Bildungsverantwortlichen und Mitarbeiter*innen verschiedener Bildungseinrichtungen. Das Wanderkino als Bildungsinstitution in ländlichen Räumen war das Vorbild für das mobile „Fluchtkino“ (2016/17), das nach den großen Fluchtbewegungen in den Jahren 2015 und 2026 einen Austausch zwischen Einheimischen und Geflüchteten in kleinen Kärntner Dörfern und Städten geboten hat. Eine anschauliche Darstellung aktueller minderheitenrelevanter Themen und Diskurse verfolgt unsere vierteljährlich erscheinende „Zeitschrift Stimme“, die als einziges minderheitenübergreifendes Magazin Österreichs eine der wichtigsten Instanzen für minderheitenrelevanten Themen ist und deren virtuelles Archiv von Studierenden, Lehrenden und Community-Angehörigen herangezogen werden kann. Diesem Anspruch wird auch das 14-tägig auf Radio Orange, sowie auf allen anderen freien Radios ausgestrahlte Programm von „Radio Stimme“ gerecht. Das politische Journal der Initiative Minderheiten wurde bereits mehrfach mit dem Radiopreis der Erwachsenenbildung ausgezeichnet.

Stärken

Durch die Weitergabe von Wissen über minderheiten- und demokratiepolitische Zusammenhänge sollen Minderheitengruppen dahingehend gestärkt und ermutigt werden, sich für ihre Rechte zu engagieren. Auch wenn es etwa Drittstaatsangehörigen aufgrund der fehlenden österreichischen Staatsbürgerschaft nicht möglich ist, über Wahlen mitzubestimmen, so verfügen auch sie über Mittel, um ihre Interessen durchsetzen zu können. Das Ausstellungsprojekt „Was wir fordern! Minderheitenbewegungen in Österreich“ (seit 2018) sowie das gleichnamige Webprojekt setzen genau hier an. Gezeigt wird unter anderem wie und mit welchen demokratischen Mitteln es gelungen ist, gesellschaftspolitische Veränderungen durchzusetzen. Das Projekt zeigt die meist langwierigen und ausdauernden Kämpfe gegen Diskriminierung, für gleiche Rechte und für die gleichberechtigte Teilhabe an einer Gemeinschaft. So sind die Kämpfe um zweisprachige Ortstafeln und Schulen in Kärnten, für die Anerkennung von Roma und Sinti als österreichische Volksgruppe, die Abschaffung des § 209 StGB, die Verabschiedung der UN-Behindertenrechtskonvention, oder für ein Betriebswahlrecht von Drittstaatsangehörigen von den Betroffenen selbst erkämpft worden.

Um bildungsbenachteiligte Gruppen auf ihrem Weg zu höherer Bildung zu unterstützen und zu stärken, Mentoring- programme mit und für Migrant*innen und Geflüchtete angeboten. Durch die entwickelten Maßnahmen soll ein gleicher Zugang zum lebenslangen Lernen ermöglicht werden. Bei diesen Projekten geht es – wie in den Zielen der Initiative Erwachsenenbildung formuliert – letztlich darum, „allen Menschen eine chancengerechte Teilhabe an der Wissensgesellschaft zu ermöglichen und jede Einzelne bzw. jeden Einzelnen zu befähigen, die Veränderungsprozesse des eigenen Lebensumfeldes aktiv mitzugestalten“ und dies unabhängig von sozialer und ethnischer Herkunft, Behinderung, sexueller Orientierung und Ausbildung.

Partizipieren

Die Initiative Minderheiten wurde 1991 von Minderheiten- und Mehrheitsangehörigen gegründet, um sich über ihre jeweiligen Communities hinweg auszutauschen und gemeinsam eine „Politik der Minderheiten“ zu proklamieren. Der Vorstand und das Büro entsprechen daher auch einer diversen Zusammensetzung. Diese spiegelt sich auch in unseren Projekten wider, die mit der Beteiligung der von Diskriminierung Betroffenen durchgeführt werden. Wie etwa in den inklusiv angelegten Bildungsprojekten „ROMBAS – Roma Bildungs- und Ausbildungsstudie“ (2010-2016) und „PEERMENT – Mentoring und Biografiearbeit“ (2019-2021), in denen Roma und Sinti bzw. Personen mit Fluchthintergrund eine aktive Rolle spielen. Des Weiteren hatten wir den Anspruch im Rahmen unserer Ausstellungsprojekte „Gastarbajteri. 40 Jahre Arbeitsmigration“ (Wien Museum und Hauptbücherei Wien, 2004) und „Romane Thana. Orte der Roma und Sinti“ (Wien Museum, 2015) diese mit den jeweiligen Gruppen zu erarbeiten und keine Geschichte über diese zu erzählen.

Anerkennen

Anfang der 2000er Jahre wurde die Frage nach der Bedeutung der Arbeitsmigrant*innen für die österreichische Gesellschaft noch wenig bis gar nicht thematisiert. Für uns wurde diese jedoch zu einer der Ausgangsfragen für die Konzeption der Ausstellung „Gastarbajteri. 40 Jahre Arbeitsmigration“. Eine Ausstellung, in der vor allem jene Anerkennung erfahren sollten, die maßgeblich zum Aufstieg Österreichs zu einer Wohlstandsgesellschaft beigetragen haben. Um ein Signal zu setzen, wählten wir mit dem Wien Museum eine große, offizielle Ausstellungs- und Bildungsinstitution. Das Museum wurde in Folge das erste Mal in diesem Ausmaß nicht nur von klassischen Museumsbesucher*innen frequentiert, sondern auch von sog. „bildungsfernen Schichten“. Jetzt, mehr als 15 Jahre danach, versuchen mittlerweile die meisten Museen und Ausstellungshäuser mit ihren Vermittlungsprogrammen gerade diese Gruppen zu erreichen. Mit ähnlichen Methoden arbeiteten wir später auch an den beiden Ausstellungen „Romane Thana“ und „Nach der Flucht. Aus Ex-Jugoslawien nach Wien – Geschichten von Geflüchteten in den 1990er Jahren“ (Hauptbücherei Wien, 2020). Durch die aktive Beteiligung der jeweiligen Gruppe erfolgte auch eine Würdigung deren Geschichte als Teil der Wiener bzw. österreichischen Geschichte. Denn die Aufnahme in eine Gemeinschaft vollzieht sich nicht nur durch die Ausstattung von politischen Rechten, sondern auch über die Aufnahme in das kollektive Gedächtnis in eben diese Gemeinschaft. Mit „Gastarbajteri“, „Romane Thana“ und „Nach der Flucht“ wurde Geschichte aus der Perspektive von Arbeitsmigrant*innen, Roma und Sinti und Geflüchteten geschrieben. Die Wanderausstellung „Was wir fordern! Minderheitenbewegungen in Österreich“ schließt genau daran an.

Vernetzen

Ein weiteres Charakteristikum der Arbeit der Initiative Minderheiten ist die Vernetzung mit unterschiedlichen Organisationen wie Minderheitenvereinen, Erwachsenenbildungseinrichtungen, Museen, Büchereien, Kultur- und Kunstinstitutionen. Um die inhaltliche Breite der Organisationen und Institutionen zu zeigen, mit denen wir in den mehr als 30 Jahren zusammengearbeitet haben, sollen diese hier exemplarisch angeführt werden:

Minderheitenorganisationen

Romano Centro

asylkoordination österreich

bidok – digitale Bibliothek zu Behinderung und Inklusion

Hrvatski centar Beč | Kroatisches Zentrum Wien

Klub slovenskih študentk in študentov (KSŠŠD) | Klub Slowenischer StudentInnen

HÖR – Hochschüler*innenschaft österreichischer Roma und Romnja

JÖH – Jüdische österreichische Hochschüler:innen

MJÖ – Muslimische Jugend Österreich

Black Voices

Verein Roma Service

ARGE Volksgruppen

Kulturni dom Bleiburg/Pliberk

Psychosoziales Zentrum ESRA

Bildungs-, Beratungs- und Therapiezentrum Peregrina

Verein maiz

Verein JUKUS

Erwachsenenbildung

Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung

Wiener Volkshochschulen

Verband Österreichischer Volkshochschulen

Roma Volkshochschule Burgenland

Hauptbücherei Wien

Stadtbibliothek Innsbruck

Wienbibliothek im Rathaus

Pädagogische Hochschule Wien

science communications

Evangelische Akademie

Demokratiezentrum Wien

Museen

Haus der Geschichte Österreich

Volkskundemuseum Wien

kärnten.museum

Wien Museum

Burgenländisches Landesmuseum

vorarlberg museum

Volkskundemuseum am Paulustor

Zivilgesellschaftliche Organisationen

DÖW – Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes

Omas gegen Rechts Südburgenland

Prozess Report

Österreichische Liga für Menschenrechte

Forschungszentrum für historische Minderheiten

Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte

Frauenhetz

Kunst und Kultur

OHO – Offenes Haus Oberwart

Brunnenpassage

ARGE Region Kultur

IG-Kultur Österreich

Künstler*innengruppe gangart,

trafo.K – Forschung und Vermittlung

Institut für Wissenschaft und Kunst

Wiener Mozartjahr 2006

Filmarchiv Austria

ERSTE Stiftung

Universitäten

Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft der Universität Graz

Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universität Wien

Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien

Music and Minorities Research Center – Wittgensteinprojekt

Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie der Universität für Musik und darstellenden Kunst

Akademie der Bildenden Künste

Medien

Radio Orange 94.0

COMMIT – Community – Medien – Institut

ORF-Minderheitenredaktion

Juridikum – zeitschrift für kritik | recht | gesellschaft